Kaufberatung Alfa Romeo 164
Einführung
Der Alfa Romeo 164 wurde 1987 auf dem italienischen Markt eingeführt. Er war das erste Fahrzeug, das nach der Übernahme durch Fiat auf den Markt kam.
Gleichzeitig handelte es sich bei dem Alfa Romeo 164 um die erste, mit Konsequenz entwickelte Oberklassen-Limousine von Alfa Romeo.
Der Alfa Romeo 164 3,0 V6 von 1988
Das Grundkonzept des 164, intern Tipo 4 genannt, wurde schon vor der Übernahme durch Fiat, gemeinsam mit Fiat/ Lancia und Saab entwickelt.
Die offizielle Auslieferung des 164 in Deutschland erfolgte jeoch erst ab 1988. Alfa Romeo und der Mutterkonzern Fiat wollten auf jeden Fall alle Kinderkrankheiten des neuen Modells abstellen und die Qualität auf ein angemessenes Niveau bringen. Immerhin sollte der Alfa 164 das Überleben der Automobilmarke Alfa Romeo für die Zukunft sichern.
Das Styling der Karosserie wurde von Pininfarina übernommen. Es handelt sich um eine zeitlose mit viel Eleganz in Szene gesetzte Keil-Form-Karosserie.
Der Alfa Romeo 164 QV von 1990
Das Motorenangebot bestand neben dem bekannten 3,0 Liter V6 SOHC Motor mit 184 PS (ohne G-Kat 192 PS), dem aus dem ebenfalls 1987 vorgestellten 75 TwinSpark bekannte 2,0 Liter DOHC-Doppelzündungsmotor mit 143 PS und einem vom ehemaligen italienischen Staatsbetrieb VM zugekauften 2,5 Liter 4-Zylinder Turbodiesel mit 110 PS. Der aus dem Lancia Thema, der wie der 164 auch auf der Tipo 4-Plattform basierte, entliehene 2,0 Liter DOHC 4-Zylinder Turbo-Benzinmotor mit 175 PS komplettierte die Modellreihe.
Letzterer spielt jedoch in Deutschland eine untergeordnete Rolle, da er nur in sehr geringen Stückzahlen verkauft wurde.
Modellgeschichte
Zum Modelljahr 1991 wurde zusätzlich der 164 QV (Quadrofoglio verde - vierblättriges grünes Kleeblatt) als Spitzenmodell eingeführt. Hier wurde eine leistungsgesteigerte
Version des 3,0 V6 Motors mit 200 PS eingesetzt.
1991 kam als Ersatz des 4-Zylinder-Turbomotor, ein auf dem SOHC V6 basierender 2,0 Liter Turbo mit 204 PS auf den Markt.
Bei allen Modellen wurde ab dem Modelljahr 1991 die Geometrie der Vorderachse zugunsten von geringeren Antriebseinflüssen in der Lenkung verbessert.
Mit Einführung des Modelljahrs 1993 wurden die Super-Modelle eingeführt. Neben einem gründlichen Facelift -außen und innen- wurden hiermit die neuen 24V-Motoren eingeführt. Es handelt sich hierbei um eine auf den SOHC V6 basierende Motorvariante mit vier Ventilen je Zylinder und zwei obenliegenden Nockenwellen je Zylinderreihe.
Die Leistung betrug 210 PS.
Der Alfa Romeo 164 Super 3,0 24 V von 1993
Auch das QV-Modell erhielt diese Motorvariante. Wie bei dem ersten 164 QV wurde auch hier wieder eine leistungsgesteigerte Version verbaut. Die QV 24V erreichten eine Leistung von 234 PS.
Der Alfa Romeo 164 QV 24 V von 1993
Neben den Supermodellen wurde die Urform noch ein Jahr mit den ursprünglichen Modellbezeichnungen weitergebaut. Technisch entsprach sie den Supermodellen, mit Ausnahme der 24V-Motoren. Diese gab es nur für die Supermodelle. Erkennen kann man dieses "Zwischenmodell", intern 164 "FL" (für Facelift) genannt, an den DE-Projektionsscheinwerfern.
Der Alfa Romeo 164 mit Facelift von 1993
Um eine günstigere Einstufung in der immer wichtiger werdenden Schadstoffklasse zu
erreichen, bekam der 3,0 V6 12 V eine andere Motorsoftware. Dadurch sank die Nennleistung von 184 PS auf nunmehr 180 PS.
Zum Modelljahr 1994 wurde die Basismodelle eingestellt. Von nun an gab es nur noch den "Super" und die Topmodelle "QV" und den neueingeführten "Q4". Zeitgleich wurde der Turbomotor leicht modifiziert und erreichte nunmehr nur noch eine Spitzenleistung von 201 PS. Der immer noch von VM stammende Turbodieselmotor wurde leistungsgesteigert. Er erreichte ab jetzt eine Leistung von 120 PS. Auch das Drehmoment wurde entsprechend angehoben.
Der Alfa Romeo 164 Super V6 TB von 1994
Als absolutes Spitzenmodell fungierte von nun an der 164 Q4. Hierbei handelte es sich um ein auf Basis des 164 QV entstandenes Modell mit permanentem Allradantrieb und einem von Getrag zugekauftem 6!-Gang-Getriebe.
Der Alfa Romeo 164 Q4 von 1994
Karosserie
Der Aufbau basiert auf der auch für den Fiat Chroma, den Lancia Thema und den Saab 9000 verwendeten Tipo4 Plattform.
Rostprobleme sind nur bei ganz frühen Alfa 164 im Bereich der mit Kunststoff ausgekleideten Innenkotflügeln, im spritzwassergefährdeten Bereich der Heckklappe und an den Wasserabläufen der Heckscheibe der Frontscheibe und des optionalen Schiebedachs bekannt.
Durch seine teilverzinkte Karosserie ist der Alfa 164 sehr gut gegen Rost geschützt.
Probleme machen eher die Anbauteile. Unter anderem haben die ungeschützten Gummidichtungen der Türen im Einstiegsbereich unter Fußtritten zu leiden.
Die Außenspiegel der Vor-Super-Modelle bis 1993 leiden unter dem Salz der deutschen Winter und zeigen meistens häßliche Narben im Leichtmetall.
Es kann aber auch vorkommen, daß bei ungepflegten Super-Modellen die gleichen Symptome auftauchen.
Ein weiteres Problem sind Steinschläge an der Motorhaube oder ablösender Klarlack der Lackierung.
Generell handelt es sich hierbei jedoch nur um optische Mängel. Solange die Steinschläge nur den Oberlack beschädigen, kommt es in der Regel nicht zu Korosion.
Bei den frühen Modellen neigen die Haupt- und Nebelscheinwerfer zur Undichtigkeit.
Hinter der Schottwand zum Motor liegt unter der dünnen Plastikverkleidung die Frischluftzufuhr für das Gebläse der Heizung. Bedingt durch den nötigen Lufteinlaß sind in der Platikverkleidung Öffnungen vorhanden. Hier kann eindringendes Laub in Verbindung mit Dreck und Wasser die vorhandenen Abläufe verstopfen. Wenn die Abläufe verstopft sind, ensteht ein herrlicher Feuchtbiotop, dem nach einigen Jahren auch die teilverzinkte Karosserie nicht mehr viel entgegenzusetzen hat.
Mechanik
Motoren
Die Motoren von Alfa Romeo sind bekannt dafür, bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung sehr hohe Laufleistungen zu erreichen.
Wir wollen hier nur auf die "echten" Alfa Motoren eingehen. Die Turbo-4-Zylinder spielen in Deutschland, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Über die Turbodiesel liegen uns keine Erfahrungen vor.
Der Twinspark Vierzylinder
Mangels ausreichendem finanziellem Background konnte es sich Alfa-Romeo nicht leisten, wie die Konkurenz einen Vierzylinder Motor mit 16-Ventilkopf zu entwicklen. Daher besann man sich auf die "guten alten" Zeiten der GTA-Ära zurück. In dieser Zeit konnte man nämlich mit einem konventionellen 8-Ventiler, der im wesenentlichen nur mit einer Doppelzündung ausgerüstet war, beachtliche Sporterfolge gegen oft weitaus stärkere Wettbewerber einfahren.
Der Twinspark-Motor basiert auf den bekannten, klassischen DOHC-Motoren. Er hat gegenüber diesen aber einen Zylinderkopf mit einem wesentlich engeren Ventilwinkel. Die Doppelzündung erfolgt über zwei Zündanlagen mit acht Zündkerzen, die von der Motronic entsprechend gesteuert werden. Die Zündung der beiden Kerzen im jeweiligen Zylinder erfolgt gleichzeitig.
Einen wesentlichen Anteil an der vergleichsweise hohen Leistung des nur mit 8 Ventilen ausgestatteten 4-Zylinders, hat auch der sogenannte "Phasenregler" - ein Alfa Romeo-Patent!. Dieser sorgt durch eine "variable Öffnungszeit" der Einlaßnockenwelle für eine optimale Zylinderfüllung und hohes Drehmoment bei jeder Drehzahl.
Dieses System hat sich schon in den ersten, mit einer Motronic ausgerüsteten, Einspritzmotoren der Alfetta-Baureihe bewährt.
Bekannte Mängel bei diesem Motortyp sind durchgebrannte Kolben, deren Ursache meist an einem falschen Wärmewert der Zünkerzen zu suchen ist.
Durchgebrannte Auslaßventile können die gleiche Ursache haben. Aber auch ein zu eng eingestelltes Ventilspiel kann dies zur Folge haben.
Ein großer Schwachpunkt sind die beiden Zündverteiler, bei denen die Verteilerläufer (Verteilerfinger) mit den Verteilerwellen verklebt sind. Es gibt offiziell nur komplette Verteiler zu kaufen. Diese kosten bei Alfa um die € 180.-.
Bei den Motoren der Super-Typen ergibt sich dieses Problem Gott sei dank nicht. Diese haben, wie auch die V6-Motoren der letzen Modelljahre, eine rein spulenbetriebene Zündung, die ganz ohne Verteiler, -kappe und -läufer auskommt.
Ansonsten sind die Twinspark-Motoren bei guter Pflege ziemlich langlebig.
Wichtig ist hier nur, daß man die Motoren entsprechend ihrer "gigantischen" Flüssigkeitsinhalte, im kalten Zustand nur streichelt und die volle Leistung erst abverlangt, wenn die Betriebstempratur erreicht ist.
Schnittzeichnung durch den Twinspark Vierzylinder
Der V6-Motor
Der 6-Zylinder V-Motor basiert auf dem 2,5 Liter Motor, der mit dem Alfa 6 und dem GTV 6 eingeführt wurde.
Auch diese Motoren erreichen bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung sehr hohe Laufleistungen.
Da die Nockenwellensteuerung mit einem Zahnriemen erfolgt, ist hier ein wartungsmäßiger Schwachpunkt. Der Zahnriemen sollte alle 60.000 km gewechselt werden. Auch wenn in den offiziellen Werkstattunterlagen Zahlen von 80.000 - 120.000 km genannt werden, ist ein früher Wechsel billiger als ein kapitaler Motorschaden durch Zahnriemenriß. Im Zweifelsfall sollte man bei einem Fahrzeug ohne die entsprechenden Nachweise gleich einen Werkstattermin zum Zahnriemenwechsel vereinbaren. Dabei kann man dann gleich das Ventilspiel überprüfen und ggf. einstellen lassen.
Der V6 24V Motor
Wie einige Bauteile, einschließlich des Zahnriemens, an einem V6 24V aussehen können, wenn man den fälligen Wechsel etwas hinausgezögert hat, sieht man hier:
So sieht ein gerissener Zahnriemen aus.....
......so die dazugehörigen Ventile
Ein weiterer Schwachpunkt, der gerade bei den älteren Modellen vorhanden ist, ist der Zahnriemenspanner! Er funktioniert bei den Modellen vor 1995 hydraulisch. Da die Ölbohrung zwischen Spanner und Motor nie ganz dicht ist/wird, kann hier Motoröl austreten. Das autretende Öl wird dann durch den Zahnriemen, der darunter zusätzlich leiden muß, gleichmäßig im Motorraum verteilt. Es gibt jedoch Umbausätze auf die spätere rein mechanische Spannerversion.
Die Wasserpumpen der frühen Modelle bis 1990 sind häufig defekt.
Da bei einem Austausch der Zahnriemen abgenommen werden muß, ist der Austausch ziemlich teuer. Man sollte in der Werkstatt darauf bestehen, daß zusätzlich zum Austausch der Wasserpumpe gleich den Zahnriemen mit erneuert wird.
Schnittzeichnung des V6 12 V
Bei den Turbomotoren kann es zu Schäden an den Turboladern kommen. Dies macht sich aber schon durch Geräusche und fehlende Leistung bemerkbar.
Schnittzeichnung des V6 Turbo
Bei allen V6-Motoren kann es auch schon mal vorkommen, daß die Dichtringe der Zündkerzenlöcher undicht werden. Dann steht das von der Ventilsteuerung im Zylinderkopf hochgewirbelte Öl in den Zünkerzenlöchern. Neue Ventildeckeldichtungen und neue Dichtringe schaffen hier schnell Abhilfe. Wobei sich die Dichtungen der vorderen Zylinderbank - aufbaubedingt - um einiges schneller tauschen lassen als die der hinteren.
Allgemeines zu den Motoren
Wie bei allen Autos mit quereingebautem Frontmotor hat auch der Alfa 164 konstruktionsbedingte Schwachpunkte, die zwar hier sehr gut gelöst sind, aber trotzdem Anlass zu so manchem Ärgernis sein können. Zum einen verschleissen die Gummis der Motorabstützungen in Folge von Lastwechseln und der damit verbundenen Bewegungen des Motors in Fahrzeuglänsgachse. Zum anderen leiden die sogenannten "Flexrohre" der Auspuffrohre unter diesen Bewegungen. An der oberen Motorabstützung verschleissen in der Regel nur die Gummilager. Diese sind relativ einfach zu ersetzen. Anders sieht es mit den Flexrohren aus. Hier muß immer das ganze Hosenrohr vom Krümmer bis zum Katalysator ausgetauscht werden. Da die Verbindungsschrauben zum Katalysator hin meistens extrem festgerostet sind, hilft nur ordentlich Rostlöser oder auch mal "heißmachen" mit dem Schweißbrenner.
Ein generelles Problem aller Alfa Romeo-Motoren mit direkt gesteuerten Ventilen sind die Nockenwellen und die Tassenstößel. Diese laufen mit der Zeit ein und das Nockenprofil wird "spitz". Dadurch kann der Motor nicht mehr seine volle Leistung entfalten. Die Nockenwellen müssen dann zusammen mit den Tassenstösseln ausgetauscht werden. Eine Nockenwelle für den Sechszylinder-Motor kostet um € 307.- (ohne Einbau). Bei den Vierzylinder-Motoren sind diese mit ca. € 154.- vergleichsweise günstig. Sollte bei der Arbeit an der Ventileinstellung ein übermäßiger Verschleiß festgestellt werden, sollte man die Nockenwellen mitsamt den Tassenstößeln gleich mit austauschen. Man bezahlt die Arbeit dann nur einmal.
Ab 1993 haben alle V6-Motoren sogenannte Hydrostößel. Hier übernimmt ein vom Motoröldruck aufgebautes Ölpolster den Spielausgleich zwischen Ventil und Nockenwelle. Das Ventilspiel ist damit quasi "wartungsfrei". Allerdings kann auch hier ein Defekt vorliegen - der sich durch klappernde Ventile bei warmem Motor bemerkbar macht. Dann ist wahrscheinlich einer der Hydrostössel defekt. Kurzes Ventilklappern bei kaltem Motor ist dagegen normal, da in den Stösseln erst der nötige Druck aufgebaut werden muß.
Auch die von Alfa Romeo verwendeten Kolben des Zulieferers Borgo können bei höheren Laufleistungen nicht gerade überzeugen. Zwar sind die Fertigungsqualitäten mit den Jahren immer besser geworden, aber Fachleute sprechen davon, die Kolben und Büchsen nach 60.000 km auszutauschen, da diese dann verschlissen wären.
Ersatz für die 4-Zylinder gibt es auch von Mahle. Leider ist der Kolben/Büchsensatz mit ca. € 512.- fast doppelt so teuer wie die Serienprodukte von Borgo.
Für den 6-Zylinder gibt es leider keinen Serienkolben von Mahle. Die italienische Tochterfirma von Mahle, die Firma Mondial, liefert sowohl für die Vier- als auch für die Sechzylinder entsprechende Kolben/Büchsen-Sätze. Diese sind, aber was das Qualitätsniveau angeht, bei Fachleuten umstritten.
Ein Problem aller Motoren mit hoher Laufleistung ist auch der Zylinderkopf, genauer die Ventilführungen und Ventilschaftdichtungen. Wenn diese verschlissen sind, kann der Ölverbrauch ins Maßlose steigen. Wobei Verbräuche von bis zu 1,0 Liter/1.000 km für Alfa Romeo-Motoren als normal angesehen werden können.
Eine Motorrevison läßt sich aufgrund der Bauweise der Alfa Romeo-Motoren relativ einfach durchführen.
Die Preise für die reine Arbeitsleistung differieren von Werkstatt zu Werkstatt ziemlich extrem. Daher können wir hier keine genauen Angaben darüber machen.
Wir haben aus den Katalogen einiger Teileanbieter die wichtigsten Teile, die man für eine Motorrevision benötigt, in einer Tabelle erfasst. Es handelt sich dabei jeweils um einen Mischpreis. Wer vor hat, seinen Motor zu überholen oder sich entsprechende Teile zu kaufen, der sollte auf jeden Fall vorher die Preise - und wenn man in der Lage ist, auch die Qualität - vergleichen!
Ersatzteilpreise Motor
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