Ratgeber - Tuning & Styling

Umrüstung von Felgen

Vorwort

Es gibt eine unzählige Vielfalt von Felgenherstellern und daher auch von Felgen. Die Fahrzeuge von Alfa Romeo gehören leider eher zu den weniger verkauften Fahrzeug-Exemplaren. Daher ist die wirkliche Auswahl doch etwas beschränkt. Es ist nicht leicht, auf Anhieb die richtige Reifen-Felgen-Kombination zu finden. Neben dem persönlichen Geschmack und der Alltagstauglichkeit, haben die deutschen Zulassungsbehörden auch noch ein gehöriges Wort mitzureden. Im Zuge der zunehmenden Europäisierung und der damit verbundenen EU-Richtlinien wird das Einhalten der Auflagen in Zukunft sicher um einiges leichter, gleichzeitig in einigen Punkten allerdings auch viel schwerer werden.

Alfa Romeo 156 mit 8,5 x 18

Alfa Romeo 156 mit 8,5 x 18

Zusätzlich erschwerend für die Felgenauswahl sind die doch recht seltenen Abmessungen der Lochkreis-Durchmesser der Alfas. Der Lochkreis-Durchmesser ist die Abmessung des gedachten Kreises, der von den Löchern für die Radbolzen gebildet wird. Auch sehr wichtig für die perfekte Passung des Rades am Fahrzeug ist die Mitten- oder Nabenzentrierung. Denn der Rundlauf wird nicht von den Radbolzen, sondern eben von der Mittenzentrierung übernommen. Die Radbolzen sind eigentlich mehr oder weniger nur für die Radbefestigung gedacht. Natürlich ist die Anzahl der vorhanden Radbolzen-Löcher in der Felge bzw. der am Fahrzeug vorhandenen Radbolzen für die richtige Auswahl und Passung nicht minder wichtig. Felgen mit nur vier Befestigungslöchern passen nicht an Fahrzeuge mit fünf Radbolzen und umgekehrt.


Zahlenangaben auf einer Felge

Die auf den Felgen angegebenen Zahlen können gerade bei einem Laien zum großen Verwirrspiel führen.

Alfa Romeo Felge 6,5J16H2

Alfa Romeo Felge 6,5J16H2

Das Bild zeigt eine Felge in der angenommenen Größe 6,5J16H2, ET 35, LK 5/98, 58, wie sie zum Beispiel auf den 916er Typen von Alfa Romeo zu finden ist.

  • 6,5 ist die Felgenbreite (Angabe in Zoll)

  • 16 ist der Felgendurchmesser (Angabe in Zoll)

  • H2 bedeutet daß die Felge einen Doppelhump hat. (Dieser verhindert das Abrutschen des Reifen von der Felge bei Druckverlust)

  • ET 35 ist die Einpresstiefe, das heißt: wie weit die Felgenanschraubfläche von der Felgenmitte entfernt ist. (Angabe in mm)

  • LK 5/98 bedeutet die Angabe zum Lochkreis-Durchmesser: bei dieser Felge 5/98 mm, das heißt, die Felge ist mit 5 Schrauben befestigt und der Kreisdurchmesser, in dem die Schrauben angebracht sind, beträgt 98 mm.

  • 58 ist der Durchmesser der Mittenzentrierung. Die Mittenzentrierung ist eine Zentrierung der Felge auf der Radnabe, bei diesem Beispiel 58 mm

Desweiteren findet man auf einer Felge noch folgende Zahlen und Angaben:

  • Felgentyp bzw. Hersteller (in diesem Fall Speedline)

  • KBA Nummer. (das ist die Zulassungsnummer des Kraftfahrtbundesamtes)

  • Einprägung des Herstellungzeitraumes

Diese Angaben können entweder, wie bei unserem Beispiel, auf der Seite des Felgenbetts, auf einer der Radspeichen oder, wenn vorhanden, auch unter der Radschraubenabdeckung stehen. In einigen Fällen stehen sie auch auf der Rückseite der Felge. Da die Angaben jederzeit von aussen sichtbar sein müssen, ist letzteres aber sehr selten. Die Angaben zur Felge sind entweder eingegossen oder eingeschlagen.


Lochkreise bei Alfa

Der Lochkreisdurchmesser

Der Lochkreisdurchmesser

Folgende Abmessungen (Lochkreis-Durchmesser der Radbolzen und Mittenzentrierung) sind bei den gängigen Alfa Romeo vorhanden:

Fahrzeugtyp Anzahl der Radbolzen Lochkreis-Durchmesser Mitten-/ Nabenzentrierung
105 und 115 4 108 mm 70 mm
116 und 162 (nicht V6 und 75 TS) 4 98 mm 58,5 mm
116 und 162 (V6 und 75 TS) 5 98 mm 58,5 mm
33 4 98 mm 58,5 mm
164 TS (vierzylinder Modelle) 4 98 mm 58 mm
164 5 98 mm 58 mm
155 4 98 mm 58 mm
145 und 146 4 98 mm 58 mm
156 5 98 mm 58 mm
GTV und Spider (Typ 916) 5 98 mm 58 mm
166 5 108 mm 58 mm

Die gleichen Lochkreis- und Naben-/Mittenzentrierungs-Durchmesser wie an den neueren Alfa-Typen (4*98/ 5*98 /58) finden sich nur noch an den anderen Fahrzeugen des Fiat-Konzerns (Fiat und Lancia).


Mögliche Umrüstungen auf anderen Felgen-/ Reifenbreiten

Die erste Möglichkeit ist das Zurückgreifen auf Felgen, die eine Allgemeine Betriebs Erlaubnis (ABE) für das entsprechende Fahrzeug besitzen. Eine ABE bedeutet, daß die Felge in der vorliegenden serienmäßigen Dimension geprüft ist und mit der ABE versehen ist. Eine Abnahme bei dem zuständigen Technischen Überwachungs Verein (TÜV) und die Eintragung in die Fahrzeugpapiere entfällt - die ABE muß aber immer mitgeführt werden. Neben dem TÜV dürfen seit einigen Jahren auch Eintragungen von technischen Veränderungen am Fahrzeug durch die DEKRA abgenommen werden. Daher wollen wir es hier einfach nur Prüfstelle nennen.

Bei Felgen oder Radkombinationen mit ABE handelt es sich in der Regel um genau die gleichen Dimensionen, die auch serienmäßig am Fahrzeug vorhanden und in dem Fahrzeugbrief und/oder -schein eingetragen sind. Die Reifengröße muß dabei auch der in den Fahrzeugpapieren eingetragenen serienmäßigen Größe entsprechen.
Dabei hat man zwar die Möglichkeit, die Optik der Felge zu verändern. Alle anderen Werte wie Durchmesser, Breite, Einpreßtiefe und Reifenbreite dürfen nicht verändert werden. Daher ist diese Möglichkeit für den tuningbegeisterten Alfisti eigentlich eher uninteressant.

Mit den zunehmenden vom Werk oder Importeur auf den Markt gebrachten Sonderversionen steigt natürlich auch die Anzahl der von Optik und Dimension interessanten Radkombinationen, die serienmäßig in den Fahrzeugpapieren eingetragen sind. Wenn aber die Wahl auf eine Felge fällt, die keine ABE besitzt, dann muß diese natürlich, wie im nächsten Abschnitt beschrieben, zusätzlich in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden.

Hier darf man sowohl 15 Zoll als auch 16 Zoll fahren....beide Größen haben den gleichen Abrollumfang

Hier darf man sowohl 15 Zoll als auch 16 Zoll fahren....beide Größen haben den gleichen Abrollumfang

Bei der zweiten Möglichkeit wird auf einen Felgen-Typ zurückgegriffen, der mit einem Anbau- oder Teilegutachten geprüft ist. Der Anbau solcher Felgen erlaubt andere Dimensionen in Durchmesser, Breite und Einpresstiefe. Dadurch können auch andere Reifengrößen auf die Felge aufgezogen werden. Die erlaubten anderen Dimensionen, gerade in Hinsicht des Durchmessers, dürfen allerdings auch bei dieser Möglichkeit bestimmte Werte nicht überschreiten.
Es gibt hierfür verschiedene Auflagen vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) So heißt es dort z. B., der Abrollumfang bei Fahrzeugen vor Baujahr 1994 darf nicht mehr als 7% und bei Fahrzeugen nach Baujahr 1994 um nicht mehr als 4% von dem der serienmäßigen Bereifung abweichen.

Sollte der Abrollumfang eine höhere Abweichung vorweisen, ist der Tacho neu abzugleichen. Gerade bei neueren Fahrzeugen haben die Prüfstellen noch eine weitere Auflage für die Änderung des Abrollumfangs parat. Denn wenn bei Fahrzeugen, die als schadstoffarm nach D3 und D4 Norm eingestuft sind, der Abrollumfang modifiziert wird, kann das eine Änderung der Schadstoffklassen-Einstufung zur Folge haben.

Also am besten erst mal bei dem Hersteller und der zuständigen Prüfstelle nachfragen. Dies kann auch dann von Vorteil sein, wenn man auf eine andere Felgenbreite umrüsten, aber die Reifengröße beibehalten will. In den Fahrzeugpapieren steht in der Regel die Größe der vom Werk zugelassenen Felgengrößen nämlich nicht drin. In der eigentlichen ABE, wie sie beim KBA, den Prüfstellen oder dem Fahrzeughersteller vorliegt, sind aber diese Größen - auch eventuell zusätzlich freigegebene Sondergrößen - enthalten. Durch eine solche Nachfrage kann man eventuell viel Arbeit ersparen.

In den Anbau- oder Teilegutachten sind oft noch eine Menge Auflagen und Vorgaben enthalten. Meist ist es erforderlich, daß zusätzliche Bördel- und Schneidarbeiten an den Innen- und/oder Außen -Kotflügeln erforderlich sind.

Manchmal müssen auch zusätzliche Abdeckungen für die Reifenlauffläche geschaffen werden. Entsprechende Auflagen sind in den der Felge beiliegenden Gutachten enthalten.

Alles was über der Linie liegt, muß abgedeckt sein....

Alles was über der Linie liegt, muß abgedeckt sein....

Die Radabdeckung muß gewährleistet sein. Die Prüfstelle achtet besonders darauf, daß die Radlauffläche im Bereich über der farbigen Linie, wie oben im Bild dagestellt, abgedeckt ist. Die Prüfstellen definieren die Reifenlauffläche so: Die Reifenlauffläche ist der Teil des Reifens, der bei Geradeausfahrt mit der Fahrbahn in Berührung kommt. Die Felgenseitenwand oder der Felgenrand müssen nicht zwingend abgedeckt sein. Kotflügelkanten müssen angelegt werden. Es ist darauf zu achten, daß selbst bei Ausnutzung des zulässigen Gesamtgewichts die Räder nicht im Radhaus schleifen.

Auf die in den Felgengutachten freigegebenen Reifen sollte man schon achten. Es soll schon passiert sein, daß ein Prüfer wegen nicht im Felgengutachten freigegebenen, aber auf dem Fahrzeug montierten Reifen keine Eintragung vorgenommen hat.

Gutachten mit Reifenfreigabe

Gutachten mit Reifenfreigabe

Fast alle Reifenhersteller stellen aber entsprechende Unbedenklichkeitsbescheinungen aus. Damit gibt es dann auch bei der Eintragung keine Probleme. Bei späterer Umrüstung auf ein anderes Reifenfabrikat genügt es in der Regel, die vom Reifenhersteller ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung mit den Fahrzeugpapieren mitzuführen. Unter Umständen kann es aber auch erforderlich sein, daß Fahrzeug erneut bei einer Prüfstelle vorzuführen, um die geänderten Reifendaten in die Fahrzeugpaiere eintragen zu lassen. Bei Unklarheiten hilft es immer, wenn man vorher bei der Prüfstelle vorspricht.

Unbedenklichkeitsbescheinigung von Fulda

Unbedenklichkeitsbescheinigung von Fulda

Die dritte Möglichkeit, zur gewünschten Felgen-Reifenkombination zu kommen, ist, die Einzelabnahme mit einem entsprechenden Festigkeitsgutachten vorzunehmen. Bei dem Festigkeitsgutachten handelt es sich um eine vom Felgenhersteller bei einer vom KBA anerkannten Prüfstelle vorgenommene Festigkeitsprüfung. Dabei wird die Felge in allen erdenklichen Zuständen "gefoltert" und muß der genormten Prüfung, die bis zur Zerstörung der Felge führt, bestehen. Wenn alles innerhalb der "Grenzbereiche" ist, wird das Festigkeitsgutachten ausgestellt.

Für die Auswahl einer Felge ohne ABE und Teile- oder Anbaugutachten muß man verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigen. Entweder man hält sich an die Vorgaben eines anderen Felgentyps der gleichen Größe, für die ein entsprechendes Gutachten besteht - dann sollte es eigentliche keine Probleme mit der Freigängigkeit des Rades geben. Oder man fängt an, mit den Parametern der Felgenbreite, Felgendurchmesser und der Einpresstiefe (ET) zu spielen und zu rechnen. Manchmal reicht das Zusammenspiel dieser Parameter allein nicht aus, um eine ausreichende Freigängigkeit oder auch eine ansprechende Optik zu erreichen. In diesem Fall kann man auch noch mit Distanzscheiben etwas "nachhelfen".

Die Felgenbreite und der Felgendurchmesser wird bei den gängigen Typen immer in Zoll, die Einpresstiefe immer in Millimetern angeben. Bei den früher vor allem von Michelin gebauten sogenannten TRX-Reifen, zu denen einige namenhafte Herstellern entsprechende Felgen fertigten, wurde auch die Felgenbreite und der Felgendurchmesser in Millimetern angegeben. Allerdings konnten sich diese Reifen nicht auf dem Markt durchsetzen. Wer heute noch entsprechende Felgen sein eigen nennt, wird sich schwer tun, entsprechende Reifen zu bekommen.

Für die eigentliche Eintragung und Abnahme bei der Prüfstelle werden im Grund die gleichen Dinge wie bei der Abnahme mit Teile- bzw. Anbau-Gutachten geprüft. Auch die Anforderungen an die maximal zulässige Abweichung des Durchmessers und der Tachogenauigkeit sind die selben. Die Vorteile bei der Wahl einer Felge, die nur ein Festigkeitsgutachten besitzt, sind zum einen die viel größere Auswahl an Felgen und zum anderen die wahrscheinlich größere Exklusivität der Felge am Fahrzeug.
Einige Felgen-Hersteller liefern Felgen nach Kundenwunsch mit entsprechender Einpreßtiefe und gewünschtem Lochkreis, der dann auf Bestellung gebohrt wird. Bei einigen Extremversionen ist es auch möglich, mit entsprechenden Distanzscheiben, die auf der Fahrzeugseite den Lochkreis-Durchmesser des Fahrzeuges und auf der Felgenseite den der Felge haben, für das Fahrzeug ganz untypische Felgen zu montieren und eintragen zu lassen.

Lochkreisadapter der Firma KW

Lochkreisadapter der Firma KW

Eine andere Art ist es, spezielle Radbolzen zu nehmen, mit denen man kleine Unterschiede des Lochkreis-Durchmessers ausgleichen kann. Damit kann man z.B. auf einem Alfa 145 mit fahrzeugseitigen 4*98 eine Felge mit 4*100 montieren. Da es diese Radbolzen nur in einer Länge gibt, kann man diese nicht in Verbindung mit Distanzscheiben verwenden.

Radschraube zum Lochkreisausgleich

Radschraube zum Lochkreisausgleich

Auch für die Nabenzentrierrung haben einige Hersteller entsprechende Adapter im Programm.

Die sogenannten mehrteiligen Felgen lassen noch mehr Variationsmöglichkeiten zu. Die zweiteilige Felge besteht aus dem Felgenbett und dem Felgenstern. Bei der dreiteiligen Felge ist das Felgenbett zusätzlich auch noch mal geteilt.

Gerade bei den dreiteiligen Felgen läßt sich die Einpreßtiefe durch die Wahl eines anderen Felgenbetts leichter als bei ein- oder zweiteiligen Felgen beeinflussen.

Alfa Romeo 155 mit dreiteiliger PLS-Felge

Alfa Romeo 155 mit dreiteiliger PLS-Felge



Einpreßtiefe? Was ist das? - Berechnungsgrundlagen

Die Einpreßtiefe (ET) beschreibt, wie tief das Rad im Kotflügel bzw. Radkasten steht. In der Regel haben wir es mit festen Werten zu tun. Einige dreiteilige Felgen lassen etwas Spielraum zur Variation der Einpreßtiefen. Man kann die von der Felge vorgegebene Einpreßtiefe aber auch mit Distanzscheiben veränderen.
Um zu wissen, wie man mit der Einpreßtiefe umgeht, sollte man wissen, was die Einpreßtiefe genau ist. Genau so wichtig ist es aber, zu wissen, was eine Änderung der Einpreßtiefen alles bewirken kann und wie die Einpreßtiefen errechnet werden.

Felge mit Bezeichnungen

Felge mit Bezeichnungen

Mit der Einpreßtiefe beschreibt man das Maß der Felgenmittelachse zur Radanschlußfläche. Die Radanschlußfläche ist die Fläche, mit der die Felge an der Bremsscheibe oder Bremstrommel anliegt (der Radflansch!).
Eine Felge mit einer Breite von 7,5 Zoll (ein Zoll entspricht umgerechnet 2,54 cm) ist 19,05 cm (7,5 Zoll x 2,54 cm/Zoll = 19,05 cm) breit. Bei einer Einpreßtiefe von Null ist die Felgenmitte = Radanschlußfläche. Das Maß nach aussen und innen ist in diesem Fall gleich und beträgt von der Mitte aus bei einer 7,5 Zoll Felge je 9,525 cm (19,05 cm/2 = 9,525 cm). Wichtig dabei ist, daß die Felgenbreite immer ohne das Felgenhorn - also immer im Felgenmaul - gemessen wird.

Bei der Verwendung einer positiven Einpreßtiefe wandert die Radanschlußfläche nach aussen von der Felgenmitte weg. Die Verwendung einer negativen ET bewirkt, daß die Radanschlußfläche nach innen von der Felgenmitte zum Fahrzeug geht.
Die Einpreßtiefe (ET) wird immer in Millimetern angegeben.
Wenn eine positive Einpreßtiefe, von beispielsweise ET + 35 verwendet würde, baut die Felge um 35 mm weiter nach innen zur Fahrzeugmitte hin.
Wenn man von der Felgenmitte (ET 0 mm) ausgeht, verringert sich bei Verwendung der oben genannten Felge die Breite der Fahrzeugspur je Radseite um 35 mm, insgesamt also um 70 mm. Bei Angabe einer negativen Einpreßteife (Beipiel: ET - 35 mm) baut die Felge nach aussen. Die Breite der Fahrzeugspur wird größer (insgesamt um 70 mm von ET 0 mm ausgehend). Wenn man nun zwei gleich breite Felgentypen zur Verfügung hat, ein Felgentyp hat eine positive Einpreßtiefe (ET + 35 mm), der andere Felgentyp eine negative Einpreßtiefe (ET - 35 mm), kann man nur durch die Verwendung der anderen Einpreßtiefe die Gesamtspurbreite um 140 mm (ET +35 mm: 35 mm + 35 mm = + 70 mm; ET - 35 mm: 35 mm + 35 mm = - 70 mm) verändern.

Positive Einpreßtiefe

Positive Einpreßtiefe

Negative Einpreßtiefe

Negative Einpreßtiefe

Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Verwendung der richtigen ET ist der Einfluß auf den Lenkrollhalbmesser.
Mit Lenkrollhalbmesser wird das Abstandsmaß zwischem linkem und rechtem Reifen an der Vorderachse (Mitte der Radaufstandsfläche) auf der Straße bezeichnet.
Der Lenkrollhalbmesser ist spurstabilisierend und abhängig von der Einpreßtiefe.
Wenn eine positive Einpreßtiefe gewählt wird, verkleinert sich der Lenkrollhalbmesser. Bei der Wahl eines negativen Einpreßtiefe oder wenn Distanzscheiben eingesetzt werden, vergrößert sich der Lenkrollhalbmesser. Wenn ein kleiner Lenkrollhalbmesser und damit auch eine positive bzw. serienmäßige Einpreßtiefe gewählt wird, läßt sich das Auto leichter, angenehmer und in extremen Fahrsituationen auch besser und sicherer beherschen.
Die bei einem kleinem Lenkrollhalbmesser bzw. positiver Einpreßtiefe vorhandene Optik ist dabei natürlich Geschmackssache.
Das Rad steht hierbei weiter im Radkasten und die Spurbreite ist kleiner, als beispielsweise bei der Verwendung einer neagtiven Einpreßtiefe bzw. Distanzscheiben.

Bei den ein- oder zweiteiligen Felgen ist die Einpreßtiefe oft vorgegeben und an der Felge nicht variabel. Man kann diese aber in gewissen Maßen durch das Unterlegen von Distanzscheiben beeinflussen.
Um die optimale Distanzscheibe in Verbindung mit der dafür nötigen Einpreßtiefe zu errechnen, geht man wie folgt vor:

Angenommen, man will seine serienmäßige 6,5 Zoll Felge mit einer ET von 35 mm gegen eine 8,5 Zoll breite Felge tauschen. Zusätzlich soll die Felge/das Rad noch 3 cm weiter nach aussen stehen.

Serienmäßige Felgenbreite: 6,5 Zoll
Alte Einpreßtiefe (ET): + 35 in Millimetern


Neue Felgenbreite: 8,5 Zoll

    Berechnung:

    6,5 Zoll x 2,54 cm/Zoll = 16,51 cm Breite der serienmäßigen Felge

    16,51 cm / 2 = 8,255 cm entspricht der ET 0

    8,255 cm - 3,5 cm = 4,755 cm baut die serienmäßige Felge nach aussen

    4,755 + 3 = 7,755 cm soll die neue Felge weiter nach außen stehen

    8,5 Zoll x 2,54 cm/Zoll = 21,59 cm = Breite der neuen Felge

    21,59 cm / 2 = 10,795 cm entspricht der ET 0

    10,795 cm - 7,755 cm = 3,04 = 30,40 mm entspricht der ET 30

Für die neue Felge, bei Verwendung einer 3 cm dicken Distanzscheibe, wäre also
ET 30 (ET + 30 mm) optimal.

Ohne die zusätzliche Distanzscheibe von 3 cm müßte bei Beibehaltung der serienmäßigen Spurweite eine Felge mit ET 60 genommen werden.

Durch die Verwendung einer anderen Einpreßtiefe oder einer Distanzscheibe kann man auch die von den Prüfstellen geforderte Freigängigkeit der Bremse - die nach der Umrüstung auf andere Felgen eventuell sonst nicht möglich wäre - erreichen. Auch wenn man dem momentanen Tuner-Trend zu größeren Bremsanlagen folgen will, wird man um eine Änderung der Einpreßtiefe mittels Felge oder Distanzscheibe nicht herumkommen.

Man darf bei der ganzen Berechnung der Felgenbreiten und den Einpreßtiefen natürlich nicht vergessen, daß der nötige Freiraum auch im Radhaus selbst vorhanden sein muß. Die Prüfstellen werden bei einer Abnahme natürlich nicht nur auf die Abdeckung der Reifenlauffläche und die Freigängigkeit der Bremse, sondern auch auf die Freigängigkeit des Rades zu den Aufhängungsteilen und der Karosserie hin achten.


Reifengrößen

Die möglichen Reifengrößen, bezogen auf die jeweiligen Seriengrößen, könnt Ihr Euch mit unserem Reifenrechner, den Ihr unter Service/Reifenrechner findet, ausrechnen lassen.

Etwas mehr zum Thema Reifen findet Ihr unter Ratgeber/Technik/Reifen.

Text: Chris
Bilder: Alfa Romeo, Chris, Frank, KW

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